Mehr Freiraum für Freizeit und Forschung

Mehr Freiraum für Freizeit und Forschung

Zum 1.7.2021 hat Dr. Ing. Matthias Gerhardt seine Position als Geschäftsführer der BIOPRACT GmbH an Frau Dr. rer. nat. Angelika Hanreich-Kur übergeben. Herr Gerhardt wird dem Unternehmen weiterhin als Consultant mit seinem Erfahrungsschatz und seiner wissenschaftlichen Expertise erhalten bleiben. Das begrüßt besonders der 2. Geschäftsführer der BIOPRACT GmbH und gleichzeitiger Geschäftsführer der BIOPRACT ABT GmbH, Dr. agr. Joachim Pheiffer.

Er ist nicht nur Geschäftspartner, sondern auch langjähriger Wegbegleiter von Dr. Ing. Matthias Gerhardt. Gemeinsam hatten sie im Jahr 2012 die BIOPRACT GmbH vom holländischen DSM-Konzern erworben und das Unternehmen danach vom reinen Forschungsdienstleister zum erfolgreichen Technologieentwickler ausgebaut.

Der Wechsel in der Geschäftsführung gab den Anlass für ein Gespräch mit den drei BIOPRACT-Führungspersönlichkeiten, das u.a. Rück- und Ausblicke gewährt und auch persönliche Einschätzungen über die Entwicklung des Unternehmens und der Enzymtechnologie wiedergibt.

?: Herr Gerhardt, mit Datum 1.7.2021 endet für Sie ein wichtiger Lebensabschnitt. Sie schlagen ein neues Kapitel auf. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

!: Aus beruflicher Sicht lautet das Motto „Back to the roots“. Als Berater der BIOPRACT werde ich mich zukünftig wieder verstärkt um die Forschung und Entwicklung von Enzymprodukten und neue Anwendungen kümmern. Neben den bestehenden Projekten gibt es auch neue Ideen und Chancen, zu denen ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts näher sagen kann. Aus privater Sicht werde ich endlich mehr Freiraum für meine Hobbies haben und die gewonnene Zeit mit meiner inzwischen ziemlich gewachsenen Familie verbringen. Kurz: Ich freue mich auf das Kommende!

?: Sie blicken zurück auf 29 Jahre erfolgreiche Entwicklungsarbeit im Bereich der Enzymtechnologie. Welche beruflichen „Meilensteine“ waren für Sie im Rückblick besonders wichtig?

!: Da brauche ich nicht lange überlegen: 1. Die Entwicklung und Überführung eines Verfahrens zur Cellulaseproduktion an Produktionsstandorten in Polen, der Ukraine und in Irland 2. der Nachweis der Wirkung hydrolytischer Enzyme auf die Performance von Biogasprozessen, und 3. die sehr erfolgreiche Übernahme der DSM Biopract über ein MBO gemeinsam mit meinem langjährigen Geschäftspartner, Joachim Pheiffer. Nicht zu vergessen der erfolgreiche Start der BIOPRACT ABT und die gute Resonanz auf unsere Enzymprodukte. Von den heutigen Verkaufszahlen hätten wir zu Beginn noch nicht einmal zu träumen gewagt.

?: Stichwort: Mitbegründer der BIOPRACT ABT. Das Unternehmen widmet sich der Vermarktung und dem Vertrieb von eigens für die Betreiber von Biogasanlagen entwickelten „enzymatischen Problemlösern“. Wie ist Ihre Einschätzung – gibt es noch weiteres Potenzial für die Anwendung von Enzympräparaten?

!: Unbedingt! Prozesse auf der Basis pflanzlicher Biomassen kranken nahezu alle am unzureichenden Aufschluss der Substrate, die von Natur aus für Stabilität und Beständigkeit ausgelegt sind. Abwasser, Futtermittel, Lebensmittel, Werkstoffe – das sind nur einige Bereiche, wo ich immenses Potenzial sehe. Zuversichtlich stimmt mich auch, dass sich die eher kritische Einstellung gegenüber Enzymprodukten mittlerweile zum Positiven wendet. Die Akzeptanz in der Industrie, aber auch in der Bevölkerung wächst.

?: Herr Pheiffer, wie bereits von Herrn Gerhardt erwähnt, verbindet sie seit 25 Jahren eine enge geschäftliche Verbindung. Wie wichtig war Ihnen die enge Zusammenarbeit und was schätzen Sie besonders an Ihrem langjährigen Geschäftspartner?

!: Herr Gerhardt verfügt über ein breites Fachwissen und viel Erfahrung – insbesondere auf dem Gebiet der Biotechnologie. Ich bin froh, dass diese Fähigkeiten der „BIOPRACT-Familie“ auch zukünftig erhalten bleiben. Wir haben uns in unserer langjährigen Zusammenarbeit meiner Meinung nach perfekt ergänzt. Als Fotograf würde ich sagen: Ich war das Weitwinkel-Objektiv, welches das gesamte breite Spektrum der Ideen und Entwicklungsmög¬lichkeiten unserer Arbeit und die Marktchancen unserer Entwicklungen im Blick hatte, Matthias war der Zoom. Bei ihm stand das Detail im Fokus – z.B. die wissenschaftliche Analyse, die Auswertung von Daten und die Optimierung von Prozessen. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber haben unsere Argumente zu jeder Zeit konstruktiv ausgetauscht. Dann haben wir gemeinsam eine Entscheidung getroffen, die beide mitgetragen haben. Und: Matthias verfügt auch über die notwendige Risikobereitschaft, die man als Unternehmer braucht.

?: Möchten Sie noch etwas ergänzen, Herr Gerhardt?

!: Ja. Ich glaube der ehrliche und faire Umgang miteinander war und ist besonders wichtig für unsere Zusammenarbeit. Wir können uns ungeschminkt die Wahrheit sagen. Jeder hat Respekt vor dem Standpunkt des anderen und versucht seine Perspektive einzunehmen. Und was die Risikobereitschaft anbelangt – es kommt eben darauf an, in mehr als 60 % der Fälle die richtige Entscheidung zu treffen.

?: Herr Pheiffer – die Veränderung in der Geschäftsführung hat natürlich auch Auswirkungen auf Ihre Arbeit als Geschäftsführer der BIOPRACT GmbH und BIOPRACT ABT. Werden sich Ihre Tätigkeitsschwerpunkte verändern? Werden Sie sich z.B. zukünftig verstärkt dem Bereich Forschung & Entwicklung widmen?

!: Nein. Ich werde mich auch weiterhin in erster Linie um die strategische Ausrichtung der Unternehmen, den Aufbau neuer Geschäftsfelder und die Vermarktung unserer Dienstleistungen und Produkte kümmern. Für den wissenschaftlichen Bereich haben wir mit Frau Dr. rer. nat. Angelika Hanreich-Kur eine deutliche Verstärkung gewinnen können, und Matthias Gerhardt bleibt uns ja auch noch für einige Zeit für den Bereich Forschung & Entwicklung erhalten.

?: Die BIOPRACT ABT ist noch ein junges Unternehmen, aber bereits sehr erfolgreich. Die Enzymprodukte werden inzwischen nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auch in weiteren europäischen Ländern vertrieben. Sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial auf dem europäischen oder gar interkontinentalen Markt?

!: Ja, in Italien sind wir bereits seit mehreren Jahren erfolgreich tätig und es gibt vielver-sprechen¬de Kontakte mit Vertriebspartnern in Frankreich, Skandinavien und UK. Darüber hinaus möchten wir uns auch weitere Märkte in Europa erschließen. Interessenten können dafür gerne Kontakt mit uns aufnehmen. Ein Engagement auf dem amerikanischen oder asiatischen Markt halte ich zwar nicht für ausgeschlossen, ist aber zurzeit noch in weiter Ferne.

?: Frau Hanreich-Kur, Sie werden die Position von Herrn Gerhardt als Geschäftsführerin der BIOPRACT GmbH zukünftig übernehmen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

!: Zum ersten Mal hatte ich im Jahr 2009 im Rahmen eines Verbundprojektes, an dem ich als Doktorandin am Institut für Agrartechnik Potsdam und die BIOPRACT GmbH beteiligt waren, mit Matthias Gerhardt Kontakt. Schon damals hatte mich seine Expertise im Bereich der Enzym-Technologie beeindruckt. Umso mehr habe ich mich später über das Angebot zur Mitarbeit im wissenschaftlichen Team der BIOPRACT gefreut. In den vergangenen Jahren habe ich an unterschiedlichen Projekten gearbeitet. Unter anderem habe ich gemeinsam mit Dr. Joachim Pheiffer die BIOPRACT-Produkt Linie Ultrapract® entwickelt, die im Jahr 2018 patentiert wurde.

?: Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer zukünftigen Arbeit und wie schätzen Sie die weitere Entwicklung und das Potenzial für die Produkte und Dienstleistungen der BIOPRACT GmbH ein?

!: Die Forschung und Entwicklung im Bereich Biogas steht für mich nach wie vor im Fokus. Hier sehe ich auch für die Zukunft großes Potenzial. Denn die Verwertung verschiedenster Stoffströme, beispielsweise die Abfallverwertung zur Gewinnung von Energie mittels neuartiger Prozesse, wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen und spezielle Lösungen erfordern. Um in diesen Themengebieten voranzukommen, engagieren wir uns in Forschungsprojekten – unter anderem auf EU-Ebene – in denen das Fachwissen der BIOPRACT gefragt ist.

!: Herr Gerhardt, Herr Pheiffer und Frau Hanreich-Kur: Vielen Dank für das informative Gespräch und alles Gute für die Zukunft!